Mittwoch, 31. August 2011

Alle meine Kinder..!


Naja, fast. Eigentlich waren heute nur 3 von den mittlerweile 5 Jungs da - warum die anderen beiden nicht gekommen sind, habe ich nicht ganz verstanden, dafür reicht mein Spanisch nicht aus.
Nichtsdestotrotz waren wir heute alle zusammen im Park und haben zur Vorbereitung eifrig Brote geschmiert. Da wir nun doch sehr viele Betreuer waren für recht wenig Kinder und auch die Mamis noch dabei waren, hab ich mich ein wenig zurückgehalten und ein paar Bilder gemacht. Nicht jedoch ohne vorher noch unter der Aufsicht von Doktor Martín ein Baby zu bekommen: Einen schimmernden, bunten Ball. Herrlich war als Martín sich den Ball vor seinen eigenen, ohnehin schon recht stattlichen Bauch hielt, und vergnügt verkündete er wäre jetzt schwanger...
Der Weg in den Park war etwas unentspannter, als das Spiel zuvor. Johan schrie, weil ihm die neue Situation Angst machte und Martín schrie, weil er wirklich keine Lust hatte 10 Minuten zu Laufen. Nur Emmanuel blieb ruhig, legte dafür aber ein Tempo vor, dass es schwierig war ihn einzuholen.
Am Ende kamen aber alle gesund und ohne Verluste an.

Luis und Emmanuel beim Brote schmieren
Auch Martín schmiert sich eine Stulle, verputzt sie allerdings direkt vor Ort und Stelle :)
hinten: Marcella und Bia, vorne: Johan und seine Mama beim Picknick im Park
Auch Martín, Luis und Lizeth kommen endlich an - mit Unterstützung eines mächtigen Wanderstocks

Martín, stolz endlich da zu sein

Picknick: Lizeth, Martin, Johan, Bia und Irma (v.l.)

Emmanuel gewöhnt sich langsam ein und vernascht eine Orange

Martin, vollgekleckert aber zufrieden mit seiner Mama, Johan rechts daneben
beim Schaukeln entspannt Johan
So, das sind meine ersten Schnappschüsse der Kinder. Habe auch noch ein paar Fotos der Räumlichkeiten im Centro für euch, die kommen dann beim nächsten Eintrag.
Liebst, Isabel

Dienstag, 30. August 2011

Impressionen: Quito


Es ist kaum zu glauben, aber beinah vier Wochen bin ich jetzt schon hier, in Quito, der Landeshauptstadt von Ecuador. Wahnsinn.
So langsam sollte ich mich also ein wenig an Land, Leben und Leute gewöhnt haben - aber weit gefehlt! Ich habe das Gefühl, ich werde jeden Tag aufs Neue überrascht.

Am letzten Freitag zum Beispiel machte ich mich mit Oliver, einem Ecuadorianer, Kim, einer Holländerin und Olivia, einer Engländerin (allesamt aus dem Hostel) auf um mal einen anderen Teil des Nachtlebens zu entdecken: Die Altstadt.
Hatten wir uns doch bisher eher im, ich möchte fast sagen "Ballermann-mäßigen", touristischen Partyviertel "Mariscal" rumgetrieben, zog es uns jetzt ins romantischere und vor allem weniger touristenbesiedelte "Centro Historico".
Dort angekommen verzauberte uns direkt der Charme der kleinen Gassen. Im schwummerig warmen Licht leuchtete uns "La Ronda" entgegen und eine besondere Atmosphäre machte sich breit. Stand an der einen Ecke ein Gitarre-spielender Papa mit seiner flötenden Tochter, musste man an der nächsten Ecke vorsichtig sein, nicht von Einrad-fahrenden Artisten überrollt zu werden. Auch die Raupe "Absolem" aus Alice im Wunderland war vertreten und für ein paar Cents begrüßte sie einen freundlich mit einer ihrer 8 Hände und ließ Seifenblase aus ihrer Pfeife rauchen.
Ein Schrecken fuhr mir jedoch durch die Glieder als plötzlich ein weiß geschminkter Clown vor mir stand und mit einer merkwürdig pfeifenden, hohen Stimme auf mich einredete und wild gestikulierte. Ich weiß nicht ob es daran war, dass ich nicht verstand, was er sagte, oder dass ich mir einfach nicht erklären konnte, wie diese Laute aus seinem Mund erzeugt wurden, ich gestehe jedenfalls, dass ich schmählich Reißaus nahm...
Ich habe nie verstanden, warum Menschen Angst vor Clowns haben, doch nach dieser Nacht werde ich sicherlich keinem einzigen mehr vertrauen. Dieser gemeine Clown fand es nämlich äußerst spaßig, mir noch 5 Minuten hinterherzujagen. Erst als meine lieben vier Begleiter bemerkten, dass ich wohl wirklich Angst hatte, stellten sie sich schützend vor mich. Wir haben uns danach sicherlich 15 Minuten land nicht mehr eingekriegt. Ich musste so fürchterlich lachen und war immernoch ziemlich aufgewühlt, genau wie die Anderen. Dem Pantomimen, der mir kurz danach über den Weg lief fand ich jedenfalls sehr angenehm, in seiner unaufdringlich schweigenden Art.

So, diese kleine Geschichte habe ich euch eingebettet in ein paar fotografische Eindrücke von Quito.

Liefs, Isabel









Montag, 29. August 2011

Es gibt wohl kaum ein schöneres Gefühl auf der Welt,...

...als wenn ein kleiner Junge, der nicht sprechen kann, deine Hände nimmt und auf sein Herz legt, damit du wieder und wieder für ihn singst...


Aber der Reihe nach.
Am vergangenen Montag hatte ich meinen ersten Tag im Centro Autistico in Quito und am Freitag waren dann endlich die ersten vier Kinder da. Ein herrlicher Tag - der ziemlich heftig begann.
Ich kam beim Centro an und sah draußen einen älteren Herren stehen, der mich begrüßte, sowie ich ihn. An seiner dringlichen Körpersprache war zu erkennen, dass er wohl nicht der Besitzer des Appartements über dem Centro war, sondern der Vater eines der Kinder. Dies wurde dann dirket bestätigt als er mir auf Spanisch erklärte: "Das ist der Junge."
Ich fand das doppelt seltsam, denn erstens hatte seine Aussage einen zugleich hoffungsvollen und resignierenden Klang, wie ich ihn noch nie gehört hatte, und zweitens  zeigte er bei dieser Aussage auf einen Busch..
Erst auf den zweiten Blick sah ich hinter dem Busch einen Jungen auf dem Rasen sitzen, der sich die Ohren zuhielt und sich dabei rythmisch vor- und zurückwiegte. Es ist ja nicht so, dass ich so etwas nicht schon in 100 Filmen gesehen und noch mehr Büchern gelesen habe, aber dann so ganz "live" davorzustehen, wie ein autistischer Junge in dieses typische Verhaltensmuster verfällt.. ja das hat mich schon etwas versteinern lassen. 
Der ältere Herr sah mich weiter erwartungsvoll an und ich probierte mir ein aufmunterndes Lächeln abzuringen, frei nach dem Motto "Das kriegen wir schon hin!" - der Wahrheit entsprach allerdings eher, dass ich es augenblicklich nur "hinkriegte" meine Jacke und Tasche nach drinnen zu bringen. Ach ja,es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen (außer vielleicht DaVinci... wer weiß das schon...) und mir saß eben noch ganz schön die Angst im Nacken.
Soll ich auf ihn zugehen, Kontakt aufnehmen? Oder stört ihn das nur? Verfällt er vielleicht in Schreien, und meine erste Tat wäre dann gewesen, eins der Kinder zum Schreien zu bringen? Während ich noch abwog, was wohl das Klügste wäre, nahm Bia, eine Arbeitskollegin, mir die Entscheidung ab und setzte sich zu dem Jungen, der übrigens Bolivar heißt und 13 Jahre alt ist. Sie schaffte es recht schnell, einen Draht zu ihm aufzubauen, indem beide das Gras zerpflückten und daran rochen und es untersuchten. ich war ein bisschen neidisch, dass ich mich nicht getraut hatte, denn genau das wäre auch mein Ansatz gewesen, um den Kontakt aufzubauen.
Aber es war gut zu sehen, dass ich meinem Bauchgefühl vertrauen konnte und so nahm ich mir fest vor, bei der nächsten Situation selbst die Initiative zu ergreifen. 
Lange musste ich darauf nicht warten, denn schon bald stürmte Erick (7) das Centro - im wahrsten Sinne des Wortes! Er lief aufgeregt durch alle Räume und lachte dabei - ein etwas unnatürliches Lachen, wie es Autisten oft zu Eigen ist. Mich erleichterte sein Verhalten doch sehr, denn Bolivar hatten wir erst nach ca. 20 Minuten überhaupt nach drinnen bewegen können und er saß jetzt mit Bia in einem der Räume und probierte sich an die Umgebung zu gewöhnen.
Währenddessen traf auch Martín ein, ein dicklicher Junge von 8 Jahren. Im Gegensatz zu den beiden anderen quasselte er direkt drauf los, wovon ich allerdings recht wenig verstand. Vom Leiter des Centro, Norbert, hatte ich allerdings gehört, dass Martín zweisprachig erzogen wird und auch Deutsch spricht. Sein Vater hielt mich auch sehr dazu an, mit dem Jungen Deutsch zu sprechen, aber erstmal hatte Martín wenig Lust zu solchen Abenteuern. Da er recht egozentrisch schien, machte es ihm aber auch sichtlich wenig aus, ob ich etwas zu dem sagte was er so von sich gab und tat, er sang uns fröhlich ein paar Lieder vor, die fast alle von Fernsehsendungen stammten (erschütternd!) und tanzte dazu ein wenig.
Als wir eine riesige Ladung bunter Bälle im Raum ausschütteten, begann Erick direkt mit ihnen zu spielen, indem er sie hin- und herrollte. Martín hingegen räumte sie beinah zwanghaft wieder in den Bottich zurück, aus dem sie gekommen waren.
Nach einiger Zeit kam auch Johan, 10 Jahre alt, der jedoch erstmal durch Schreien deutlich machte, dass er nicht von seiner Mutter getrennt werden wollte. Nach noch etwas mehr Zeit war ich kurz mit Erick allein in der großen Halle und packte die Gelegenheit beim Schopf, einen Draht zu ihm aufzubauen. Da ich aber kaum Spanisch und er überhaupt nicht sprechen kann, beschloss ich, ihm ein Lied vorzusingen.
Da ich wiederum kaum Spanische Lieder kenne, sang ich im "So wie du bist" vor.  (für diejenigen, die das Lied nicht kennen, hier ein LINK)
Direkt sah Erick mich mit strahlenden Augen an und bewegte seine Hände schnell kreisend neben seinem Kopf, wie um mir zu sagen: Nochmal! Ich tat ihm den Gefallen und immer und immer wieder wollte er das Lied von vorne hören. Als ich ihm dann irgendwann "Flinke Hände" vorsang, weil mich seine Handbewegung so daran erinnerte, ahmte er lachend das "Fußgetrampel" nach, was ich bei der zweiten Zeile ("Flinke Füße") machte. (Eine ganz fürchterliche Pfadfinderversion des Liedes gibt es HIER
Nachdem ich ein paar mal für ihn gesungen hatte und nicht mehr so recht weiter wusste, stand er auf und lief zur Gitarre, um mit seinen Fingern einmal über die Saiten zu streichen. Ich dachte,er wolle, dass ich ihm etwas auf der Gitarre vorspiele, und nahm sie an mich. Doch Erick lief schnell dazwischen und nahm mir die Gitarre aus der Hand um sie wieder wegzulegen. Glücklicherweise bin ich nicht allzu empfindlich und verstand dies nicht als direkte Kritik an meinem Gitarrenspiel (obwohl ich hinzufügen muss, dass das gute Teil fürchterlich verstimmt war und es mir nicht wirklich gelang, schöne Töne zu zaubern). Vielmehr verstand ich, dass Ericks Geste einfach ein Zeichen für Musik war, also sang ich wieder "So wie du bist" und an seinen glänzenden Augen sah ich, dass ich das richtige Lied gewählt hatte. Die nächsten 20 Minuten lief Erick abwechselnd zur Gitarre, sodass ich "So wie du bist" für ihn sang und trampelte heftig mit den Füßen,um mir klar zu machen er würde gern "Flinke Hände" nochmal hören.
Schwierig wurde das Ganze, als Erick in einen der anderen Räume, die Lounge mit einer Kuschelecke, lief und mir bedeutete mitzukommen. Dort konnte er mir zwar problemlos klarmachen, ich solle Lied Nr.2 singen, aber da keine Gitarre mehr da war,fehlte ein Zeichen für "So wie du bist".
Aber Erick muss das Lied wohl genauso ans Herz gegangen sein, wie mir, denn plötzlich nahm er meine Hand (und das, obwohl er, sobald ich versuchte ihm auf die Nase zu tippen, seinen Kopf zurück zog und mir nicht erlaubte ihn zu berühren) und streichelte sie.
Als ich meine Hand auf mein Herz legte un ihn fragend anblickte, nahm er meine Hand erneut und legte sie auf sein Herz. Wieder sah er mich erwartungsvoll an. Als ich begann "So wie du bist" zu singen quietschte er vor Freude, darüber, dass ich sein Zeichen verstanden hatte.
Das war ein unbeschreiblich schöner Moment. Dieser kleine Junge hatte eine wundervolle Art gefunden, sich mir verständlich zu machen. Und wir hatten etwas gemeinsam. Ein Herz.
Den Rest des Tages ließ Erick mich nicht mehr alleine und duldete auch keine anderen Menschen um uns rum, bzw. er nahm sie gar nicht wahr. Wir hatten uns in der Kuschelecke mit Musik im Bauch vergraben und für den Moment zumindest, wollte Erick aus dieser Behaglichkeit nicht mehr ausbrechen. Am Ende des Tages durfte ich ihn kitzeln und bekam sogar einen (ziemlich nassen) Abschiedskuss aufgedrückt. Seine Mamita war überglücklich, dass Erick jemanden gefunden hatte und danke mir überschwänglich ("Gracias, mi amiga, gracias!" "Danke, meine Freundin, danke!").
Schöner hätte mein erster Tag wohl kaum sein können und ich weiß jetzt schon ganz genau, dass ich den kleinen Erick fürchterlich vermissen werde, wenn meine Zeit hier vorbei ist...


Liebe Grüße,
Isabel 

Donnerstag, 25. August 2011

Quito riecht...

Ja ja, Panama riecht von oben bis unten nach Bananen, spätestens seit Janosch wissen wir das alle. Aber was ist mit Ecuador, oder speziell Quito?

Manchmal riecht Quito ganz süßlich, nach frischen, exotischen Früchten und Blumen,die die Indigenas an ihren Straßenstände verkaufen. Dann atmet man extra tief ein und ist ein wenig betäubt vom Duft. Man malt sich aus, wie die einzelnen Mangos, Beeren, Bananen und Melonen schmecken und das Wasser läuft einem im Mund zusammen.

Manchmal riecht Quito auch nach Gras, nach frisch gemähten oder frisch gepflanztem grünen Gras. Mit Espadrilles läuft man in einem der zahlreichen Parks darüber und stellt fest, dass der Boden hier so weich wie Watte sein kann.

Oft riecht Quito nach Smog. Die viel zu vielen Autos haben zum Großteil keinen Katalysator, was zur Folge hat, dass anfahrende Busse dicke Wolken grauen Qualms in die Luft stoßen. Man möchte dann am liebsten einen Mundschutz haben, oder mindestens einmal kräftig husten, aber was nützt es? In solchen Momenten merkt man, dass der Boden auch so hart wie Beton sein kann. Vor allem, wenn man über Beton läuft.

Meistens riecht Quito nach Hund. Nach nassem Hund oder Hundekot. Oder einfach Hund. Beinah jeder Quitonese besitzt einen Vierbeiner und kümmert sich liebevoll um ihn - nicht. Ich war nie ein Hundehasse, aber diese Hunde können nichts als Bellen, und glaubt mir, wenn einer nachts anfängt, hören sie nicht mehr auf. Von Erziehung kann keine Rede sein, sie werden höchstens auf Wachhund gedrillt - ohne Ausnahme.
Die Straßenhunde machen einem erst Angst, schließlich gab es vor ein paar Jahren eine regelrechte Tollwutepidemie in Quito. Kommt man ihnen jedoch einmal näher, merkt man, dass sie völlig desorientiert sind und keinerlei Interesse an Menschen zeigen. Das ist irgendwie traurig, aber auch logisch.
Bleibt bloß noch zu hoffen, dass man nicht in einen der zahlreichen Hundehaufen auf den Gehwegen tritt und diesem Schicksal auch dem Tischnachbarn im Restaurant erspart bleibt, denn nichts riecht schlimmer, also Hundekot unterm Schuh...

Dienstag, 23. August 2011

Bilderflut die Zweite

ich und das Mountainbike - ein Herz und eine Seele
Auch die gute Paula hat ein paar tolle Fotos gemacht, die ich euch nicht vorenthalten wollte. Deshalb hier nur kurz und knapp die Bildchen mit Minibeschreibung :)

hinter mir: Cotopaxi
hinter mir: Krater
Kirstin, Ybe, Sabrina und ich beim Abstieg
Paula, ich, Kirstin, Sabrina und Ybe (v.l.)
Die Mega-Gruppe mit unserem Guide Javier (rechts)
nur die Mädels :) Shanley, Paula, Kirstin, Sabrina und ich
ohne Worte

Sonntag, 21. August 2011

5100m Höhe - und die Frisur sitzt!

Ihr Lieben,
gestern habe ich es getan - den Cotopaxi, einen Vulkan von 5897m bestiegen.
Und so sah mein wohl verrücktester Tag bisher aus:

7Uhr morgens
Treffen in der Mariscal, dem Partyviertel von Quito. Dort traf ich auf die drei anderen Mädels von der Sprachschule: Paula, aus Deutschland, Sabrina, aus der Schweiz und Shanley, aus Kanada. Nachdem wir uns noch zur Stärkung ein Sandwich (es war ein Toasti und wurde uns serviert in einer übergroßen Cellophandose mit Salatbeilage) in einem Café besorgten, gings ab in den Kleinbus. Drinen saßen schon Kirstin und Ybe aus den Niederlanden, die mit uns den Trip gemeinsam machen würden. Unser bilingualer Guide, der uns immer liebevoll "my friends" nannte, erklärte uns, dass wir nun zum Cotopaxi National Park fahren würden, um von da aus den Aufstieg zu wagen. Runter würde es dann mit dem Mountainbike gehen.

7:20Uhr
Abfahrt.
Während der anderthalbstündigen Fahrt tasteten wir Fahrgäste uns langsam ab und stellten Fragen über Reise, Person, Beruf und Ziel. Die Verständigung lief auf Englisch, auch wenn ich es weder lassen konnte, ab und an ein Wort auf niederländisch mit dem Pärchen zu wechseln, noch wir drei deutschsprachigen Chicas uns beherrschen konnten und eben doch zwischendurch mal kurz einen fetzen auf Deutsch austauschten.
Man verstand sich gut, und das war auch besser so, denn schließlich würden wir 6 an diesem Tag ein extremes Erlebnis teilen.

9Uhr
Ankunft am Park.
Nachdem wir den Eintritt von 2$ bezahlt hatten, gab es noch die Möglichkeit ein paar Snacks zu kaufen, bevor wir mit dem Wagen und dem unterwegs abgeholten Anhänger mit den Mountainsbikes zum Aufstiegspunkt fahren würden.
In einem (wirklich abgrundtief schlechtem) Museum wurde uns noch die Flora und Fauna des Nationalparks erklärt und schon ging es los.

9:30Uhr
Ab ins Auto, Fahrt durch den Nationalpark, Zwischenstopps für Fotos vom schneebedeckten Gipfel.

Cotopaxi
See und Krater (nicht vom Cotopaxi) 
ich vorm Cotopaxi
Paula und ich posen auf dem Stein
Nach einem kurzen Stopp geht es dann aber zum Parkplatz und rein in die warmen Klamotten, denn auf 5000m kann die Sonne zwar schön scheinen, aber es ist trotzdem schweinekalt.

10:30Uhr
Aufstieg auf den Cotopaxi.
Der erste Teil - und für viele Besucher der einzige - führt rauf zum Refugio: 4810m
Dort gibt es eine Art Plattform mit einem kleinen Restaurant und man kann dort auch übernachten.
Der Weg nach oben führt über einen sandig-steinigen Untergrund und ist aus dreierlei Gründen sehr mühsam: Erstens macht einem die Höhe zu schaffen, denn schon als es losgeht befindet man sich auf 4600m, was das Armen erschwert. Zweitens ist der Untergrund sehr rutschig und man muss sich mit jedem Aufsetzen des Fußes neuen Halt verschaffen. Drittens geht es natürlich nach oben, und irgendwo hochlaufen ist ja schon auf normaler Höhe und stabilen Untergrund anstrengender, als einfach auf ebener Strecke gehen.
Ich hatte vorher wirklich Zweifel, ob ich das Ganze schaffen würde, aber unser Guide war wirklich toll und jeder konnte ein wenig seinem eigenen Tempo folgen, Pausen einlegen und natürlich den Ausblick bewundern.
Auch das einander kennenlernen darf nicht unterschätzt werden, denn bei einem extremen Ereignis wie diesem, ist es schön, seine Eindrücke mit anderen zu teilen. Man wächst zusammen.



11:20 Uhr
Geschafft. Die gesamte Gruppe ist angekommen, beim Refugio, auf 4810m Höhe. Die Luft ist hier so dünn, dass ich meine Lunge bei jedem Atemzug deutlich spüre. Aber es ist ein gutes Gefühl. Und ein Wahsinnsausblick.


Nach einer Pause von nur 20min mussten wir uns entscheiden, noch einmal den selben Weg, aber höher und zum Beginn des Gletschers gelangen, oder hier bleiben und auf den Rest warten?
Eigentlich stand für mich von Anfang an fest: ganz oder gar nicht - trotzdem: Man muss sich vorstellen, wie man sich fühlt, wenn man Ausdauersport bis an seine Grenze betreibt, sodass man kaum noch atmen kann und das Herz so schnell pumpt, wie nur möglich, und diese Anstrengung über 50min, ohne eine wirkliche Möglichkeit auf Erholung, denn auf dieser Höhe, wird deine Atmung sich einfach nicht normalisieren.
Doch unsere Gruppe stellte sich tapfer der Herausforderung - ja heroisch beschrieben, aber so fühlte es sich auch an. Nur Shanley entschied, lieber am Refugio auf uns zu warten.

11:40 Uhr
Und wieder ging es los. der Weg war diesmal viel angehmer zu laufen, feste, rote Erde mit eingetretenen Pfaden. Ab und an mussten wir zwar über ein paar Felsbrocken klettern oder einen Quelllauf überspringen, aber ansonsten ließ es sich gut laufen. Die dünne Luft ließ bei jedem Anstieg die Lungen brennen, doch der Ausblick auf den Schneebeginn des Gletschers vor uns, ließ Eifer aufkommen.

12:35 Uhr
Endlich oben. Geschafft. 5200m Höhe. Der zweithöchste Berg Ecuadors. Einer der höchsten, aktiven Vulkane weltweit. Cotopaxi, "Thron des Mondes".


Es war ein Wahnsinnsgefühl dort oben zu stehen, den ganzen Anstieg bewältigt zu haben. Ich war richtig in Partylaune.


ganz wichtig: Häschenmütze
Sagt man zu etwas jetzt "Gletscherspalte"?
Ausblick aufs Tal: traumhaft

Danach ging es abwärts, zunächst halb gehend, halb rennend zum Refugio zurück, dort schnell Shanley eingesammelt und weiter runter zum Parkplatz. Von dort aus fuhren wir mit dem Wagen und Anhänger ein Stück weiter ins Tal und hielten dann, um uns auf die Mountainbikes zu schwingen.

14:00Uhr
Mountainbiketour.
Ich dachte ja zuvor, dass wäre bergab 'ne spaßige Angelegenheit, die alles kosten kann, aber sich keine Anstrengung. Geschnitten. Die Straße war so huckelig und die Abfahrt damit so holprig, dass ein permanentes Bremsen nötig war, um sich nicht das Genick zu brechen. Und mannomann, das geht wirklich in die Hände! Ich hatte anfangs auch echt Angst und hab mich deshalb nicht wirklich entspannen können. Als dann jedoch die Abstände zwischen uns einzelnen größer wurden, konnte ich loslassen (also nicht die Bremsen, natürlich!) und die Abfahrt genießen. Für jeden Actionverliebten wäre das sicher das Größte, es geht irre schnell und macht wirklich viel Spaß, wenn man eben nicht wirklich Angst bekommt. Aber der Mensch gewöhnt sich ja an alles.
Leider war die Abfahrt irgendwann vorbei und es ging querfeldein geradeaus - wow - hier wurde einem die Höhe wieder bewusst: Die Kombination aus unebenem, sandigen Untergrund und 3000-4000m schlaucht! Und das, nachdem wir immerhin schon einen Vulkan bestiegen hatten. Gott sei Dank ging es nach 3km aber wieder abwärts, und diesmal sogar auf einer befestigten Straße. Was für ein sausebrausiges Erlebnis. Wie der Wind gings abwärts, und jeder kleine Huckel wurde wie auf dem Pferderücken mit leichten Anheben des Po's geradezu beritten. Ich hatte richtig Spaß!
Und dann irgendwann richtig Hunger.

Abfahrt im Tal
15:30Uhr
Ankunft am Restaurant
Glücklicherweise kamen wir endlich beim Restaurant im Nationalpark an. Dort wurde uns ein heißer "Mate de Coca", also ein Coca Tee aufgetischt. Dazu gab's eine warme Suppe, Brot, Guacamole und Chips und frische Früchte. Noch nie hat etwas so gut geschmeckt, wie nach einer solchen Anstrengung.

16:30Uhr
Zurück ins Auto und nach Quito. Es wurde noch zusammen gelacht, gestöhnt, gegähnt und gequatscht. Alle waren sehr müde, und schworen sich, sofort ins Bett zu kriechen, wenn sie zu Hause wären (außer Kirstin, die noch eine Massage von ihrem Liebsten einforderte).
Ich selbst hatte mich für den Abend noch verabredet mit einer Freundin und konzentrierte mich darauf, mich gar nicht erst müde zu fühlen. Es klappte.

18:00Uhr
Back in Quito. Ich verließ den Bus im Sprung, da wir vor meinem Zuhause quasi vorbei fuhren. Der Berg, den ich bis zum Hostel immer hochsteigen muss, tat mir zwar in den Knochen weh, ich lachte ihn aber auch aus, da er mich nach dem Anstieg vom Tage nicht mehr schocken konnte.

20:30 Uhr
Treffen im Partyviertel. Inga, zwei ecuadorianische Freunde von ihr und ich. Mein gerade errungenes Spanisch wurde hart auf die Probe gestellt und nach meinem Körper, nun auch noch mein Kopf extrem angestrengt. Nachdem wir ein Bierchen und zwei Cocktails vorgetrunken hatten und die Zunge gelockert war, wurde getanzt. Und zwar nicht wie bei uns, jeder für sich. Nein. Einen wilden Salsa und Merengue legten Raphaél und Andrés mit uns aufs Parkett. Ziemlich durchgeschwitzt beendete ich also diesen Wahnsinnstag, der für mich sogar 21 Stunden dauerte.

03:00 Uhr
Bett. Endlich.

Samstag, 20. August 2011

Sneakpeak: Cotopaxi


War heute auf über 5000m Höhe, auf dem Cotopaxi, einem Vulkan in Ecuador. Morgen oder so schrieb ich etwas ausführlicher drüber, jetzt bin ich nach Kraxeln, Steigen und Mountainbiken doch etwas kaputt. Außerdem will ich noch was trinken gehen mit I., die sich hier so hervorragend auskennt, wie keine Zweite :)

Dienstag, 16. August 2011

Videotagebuch: Markt in Otavalo



Mein zweites Video für euch - diesmal war ich unterwegs in Otavalo - Fotos habt ihr ja schon gesehen und hier das Ganze nochmal in bewegten Bildern.

Montag, 15. August 2011

Würdest du für mich bis ans Ende der Welt gehn, würdest du?



Hallo ihr Lieben!
Ich dachte ich zeig euch noch fix meine Ausbeute vom Indigomarkt in Otavalo am Samstag. Habe mich eigentlich recht zusammengerissen und nur Dinge gekauft, die ich entweder brauchen werde in meiner Zeit hier (wie einen Poncho, Handschuhe, einen warmen Schal und eine Decke) oder, die ich sowieso noch kaufen würde auf die Dauer (wie ein Armband, einen Ring und eine Kette). Besonders der Pullover und die Decke sind etwas besonderes, da sie aus Alpaka-Wolle gestrickt sind. Kleidung aus diesem Material kostet in Deutschland gerne mal 100€ und hier bezahlt man für einen Poncho umgerechnet 8€. Wahnsinn!
Leider gibt es auch weniger schöne Nachrichten: Gestern wurde direkt vor meinem Hostel eine Familie ausgeraubt. Sie stiegen bloß aus dem Taxi, direkt vor der Tür, klingelten, und genau in dem Moment kamen zwei Typen auf einem Motorrad vorbei und bedrohten sie mit einem Messer. Die Tochter war richtig fertig, woraufhin ich sie eine Zeit getröstet habe. Bis jetzt habe ich mich zumindest in dieser Straße immer sicher gefühlt, aber das war wohl eine Fehleinschätzung. Der Familie wurden die Pässe und etwas Geld abgenommen - Gott sei Dank habe ich nie mehr als 20$ bei mir und meine Pässe bleiben schön im Hostel.
Trotzdem hoffe ich, dass mir die ganze Erfahrung erspart bleibt...

fair-trade bag made of a special flower, 6$

typical necklace: 6$ / earrings: 3$ / ring: 4$ / pashmina - scarf: 7$
earrings, 1$ each / alpaca-blanket: 12$ (in the background)
alpaca-poncho: 12$ / gloves: 3$
Liefs, Isa

Sonntag, 14. August 2011

Otavalo


Gestern hab ich einen grossartigen Tag in Otavalo auf einem der größten Indigomärkte in der Gegend verbracht. Unterwegs war ich mich zwei Mädels aus der Spanischschule: Shanley, eine Kanadierin und Elly, eine Schweizerin.
Auf dem Markt wurde nicht nur gekauft, sondern auch eine Menge gestaunt. Einerseits ueber die wundervollen, meist handgefertigten Schmuckstücke, Decken und Kleidungsstücke, andererseits ueber wundersame Essensstände, aber auch Skrupellosigkeit. Ein Mann fuhr einem Käfig mit Rollen über den Markt. Darin waren 8 kleine Hundewelpen gequetscht, die scheinbar ebenfalls zum Verlauf angeboten wurden. Als er eines herausholte, um einer Touristin zu zeigen, fiel das arme Wesen auch noch runter und jaulte erbärmlich. Die (entschuldigt meine Ausdrucksweise) saudoofe Touristin machte noch schön ein Foto mit dem Welpen und überließ ihm dann, ohne Skrupel und schlechtes Gewissen wieder seinem erbärmlichen Schicksal.
Abgesehen von diesem Erlebnis, war der Tag aber sehr toll. Habe dann zwar nicht wie geplant in Otavalo übernachtet, aber so hab ich wieder 12Dollar für das Hotel gespart. Auch gut!
Heut wir dann noch gelernt fuer den Spanischkurs, der Montag ja wieder weitergeht.

Liebste Grüße, Isabel


Ein Kunststand mit tollen Bildern und Schalen und Tabletts
die typischen Hosen

gebackene Bananen und geroesteter Mais
Teppiche


tolle Ponchos, den linken hab ich in Brauntoenen :)

Haengematten, Haengestuehle und wieder Hosen, Hosen, Hosen

besondere Traumfaenger und Shanley
ein mega cooles Hostel in Otavalo (ja, das ist drinnen!)
witzige Muetzchen / welche ich mir geholt habe, werdet ihr bald in einem neuen Filmchen sehen...



Elly von hinten